Saatgut selber ernten

Samenspender vor der Tür

Während wir die letzten Blüten oder das geerntete Obst und Gemüse genießen, bedenken nur wenige, dass der Spätsommer die perfekte Zeit zum Samenernten ist. Damit der Garten oder Balkon im Frühjahr wieder zu einem Bestäuberparadis erblüht, braucht es keine teuren Samen oder den Kampf ums Saattütchen. Die größte Vielfalt habt ihr schon zuhause. Gerade seltene Pflanzen oder schwer bekömmliche Samen können so jährlich auf Vorrat „vorproduziert“ werden. Bei einigen Pflanzen könnt ihr der Natur freien Lauf lassen, diese vermehren sich durch Windbestäubung, doch Achtung ist geboten, denn es kann zu einer Verwilderung kommen. Hier kann eine gezielt Ernte und anschließende Aussaat helfen. Wie du die Samen deiner Lieblingspflanze erntest und diese dann auch sicher aufbewahrst, erklären wir dir folgend ausführlich.

Pflanzenarten für Anfänger

Das Theorie und Praxis oft nicht einher gehen wissen wir alle und auch das Samen ernten kann in der Theorie leichter klingen als es in der Praxis dann ist. Für Anfänger eigenen sich besonders Frauenmantel, Stockrosen und Mädchenaugen. Auch Akelei, Königskerze, Ziermohn oder Zitronenmelisse eignen sich zum lernen.

Tipp: Sonnenblumen sind aufgrund ihrer großen Kerne eine Übungspflanze. Hierfür die Blüten kurz vor dem verblühen abschneiden. Dabei sollte möglichst wenig vom Blütenstil stehen bleiben. Die Blütenköpfe können dann zum trocknen in den Heizkeller oder auch den Speicher gelegt werden. Wie bei allen Samen sollte darauf geachtet werden, dass die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist, sonst fangen die Kerne an zu schimmeln. Nach 2 – 3 Wochen sollten die Kerne vollständig getrocknet sein und sich recht leicht heraustrennen lassen oder sogar von selbst herausfallen. Danach können die Kerne in ein Glas gegeben werden und bis zur nächsten Aussaat kühl und trocken gelagert werden.

Samenreinigung

Je nachdem aus welchem Milieu die Samen geerntet werden, muss die Reinigung angepasst werden. Die Samen können trocken oder nass gereinigt werden.

Trockenreinigung

Nach einer ersten Trockenphase kann das Saatgut erneut gereinigt werden. Hierbei werden Stängel- und Blütenreste, Spelzen und taube Samen entfernt. Bei kleinen Saatmengen genügt eine Aufbereitung per Hand. Sollten die Früchte zu feucht sein, können diese vorsichtig mit einem Nudelholz bearbeitet werden. Mit einem kleinen Haushaltssieb oder Teesieb können größere Samenmengen gesiebt werden. Einige Samen lassen sich durch leichtes Schwingen auf einem Teller von Verunreinigungen trennen, diese können dann weggepustet werden.

Nassreinigung

Dies eignet sich vor allem für Samen, welche in Beeren, Tomaten, Gurken oder Kürbissen reifen. Diese Samen sitzen meist noch im Fruchtfleisch. Die Kerne der Tomaten und Gurken sind noch von einer gallenartigen Hülle umgeben, diese verhindert die Keimung in der wasserhaltigen Frucht. Mit einem Löffel lassen sich diese Samen in ein Glas kratzen, dort gibst’s du Wasser und Zucker hinzu und rührst alles um. Das Glas sollte nicht verschlossen, sondern nur vor Fruchtfliegen geschützt werden. Nach 2 – 3 Tagen sollte sich die gallenartige Schicht gelöst haben. Die Samen werden dann in ein Teesieb gegeben und mit Wasser abgespült. Auf einem Kaffeefilter lassen sich die Samen am besten trocknen, da dieser die Flüssigkeit aufsaugt und keine Papierfasern zurückläßt. Kürbiskerne hingegen sollten nur über Nacht eingeweicht und dann vom Fruchtfleisch befreit werden.

Gemüsesamen ernten

Gemüse und Obst aus dem eignen Garten schmeckt immer am besten und dort kann man auch für das nächste Jahr Samen ernten.

Bevor ein neuer Samen entsteht, muss die Pflanze geblüht haben. Aus dieser Blüte entsteht dann eine Frucht, in welcher neue Samen heranreifen wie z.B. in der Tomate, Paprika oder Gurke. Einige Gemüsearten (z.B. Brokkoli und Blumenkohl) essen wir bereits in der Vorstufe der Blüte, so dass sich hier kein Samen entwickeln kann. Bei anderen sind die Samen selbst unser Gemüse wie z.B. bei Bohnen und Erbsen. Wichtig: Nicht alle Gemüsesorten kann man nach der ersten Blüte vermehren. Hierfür haben wir dir eine kleine Darstellung zusammengestellt, in welcher wir beispielweise ein paar Sorten aufführen.

 

EinjährigZweijährig
  • Blumenkohl
  • Chinakohl
  • Bohnen
  • Fenchel
  • Brokkoli
  • Mangold
  • Erbsen
  • Möhren
  • Kürbis
  • Rote Beete
  • Paprika
  • Rotkohl
  • Radieschen
  • Spitzkohl
  • Rucula
  • Weißkohl
  • Spinat
  • Zwiebeln
  • Tomate
  • Zucchini
  • Zuckermais

 

Neben einer Vermehrung durch Samen gibt es auch Sorten, welche sich besser vegetativ vermehren lassen. Bei Rhabarber und Schnittlauch sollte man sich die Aufzucht von Keimlingen lieber sparen. Leichter ist es, wenn ein Teil der Pflanze abgetrennt wird und an einen anderen Standort gepflanzt wird. Dies eignet sich auch gut bei gekeimten Kartoffeln.

Wenn der Samen direkt aus der Frucht entnommen wird, sollte diese etwas länger reifen. Bei einigen Sorten kann aus der Blüte der Samen entnommen werden, hier sollten die Samen gut reifen, aber rechtzeitig entnommen werden, sodass sie nicht herausfallen können.

Saatscheiben

Gerade kleine Samen, welche zum einzelnen Ernten und Aufbewahren zu klein sind, können in einer Saatscheibe gebündelt und so als Ganzes später eingepflanzt werden. Kleine mit Fruchtfleisch besetzte Samen wie z.B. Tomatenkerne eignen sich hierfür besonders gut. Die glitschigen Samen spülst du in einem Teesieb ab und legst sie auf ein Küchentuch. Dann reibst du die restliche Fruchtfleischmasse ab und verteilst die Samen. Danach lässt du diese auf dem Tuch einfach trocknen. Während des Trocknens haften die Samen an dem Krepp und so entsteht deine Saatscheibe. Diese kannst du später einfach in die Erde geben und gießen.

Aufbewahrung

Nach einer erfolgreichen Ernte ist die richtige Aufbewahrung an der Reihe. Achte darauf, dass die Samen vollständig trocken sind, ansonsten können die Samen schimmeln oder absterben. Kleine Saatmengen  können in leeren Streichholzschachteln aufbewahrt werden, die Pappe nimmt die Restfeuchtigkeit auf und sorgt dafür, dass sich kein Schimmel bildet. Bei größeren Saatmengen eignet sich ein Glasgefäß, dieses sollte am Boden mit Küchenrolle ausgelegt sein, dieses saugt dann Feuchtigkeit auf und verhindert eine frühzeitige Keimung. Um sicher zu gehen, sollte das Stück regelmäßig gewechselt werden. Um im Frühjahr die richtigen Samen auszusäen, sollten die Behältnisse beschriftet werden.

Tipp: Schreibe das Erntedatum mit dazu, so weißt du, wie lange deine Samen noch haltbar sind.

Die Samen sollten trocken und kühl gelagert werden, so können sie bis zu 3 Jahre keimfähig bleiben. Wer die Samen im Keller lagert, kann diese an einer aufgespannten Wäscheleine vor Mäusen oder anderen Dieben schützen. Die Lagertemperatur sollte nicht über 35°C liegen.

Keimprobe

Im Januar ist die Zeit gekommen und die nächste Aussaat wird geplant. Die Gläschen mit der Vorjahressaat werden aus dem Schrank geholt und die ersten Kulturen in Minigewächshäusern auf der Fensterbank vorgezogen. Die Enttäuschung ist groß, wenn nach Wochen nichts herangewachsen ist. Um sich den Zeitverlust, der durch eine neue Aussaat entsteht, zu ersparen, kann eine Keimprobe gemacht werden. Saatgut ist nämlich nicht unendlich lange haltbar, oft leidet die Keimfähigkeit im Laufe der Zeit.

Die Probe funktioniert am besten in einer kleinen Schale oder einem tiefen Teller, der Boden wird dann mit einem feuchten Küchentuch ausgelegt. Auf das Tuch werden dann die Samen gelegt und alles zusammen wird mit Klarsichtfolie überspannt. Das Gefäß sollte an einem warmen Platz positioniert werden und das Tuch gleichmäßig feucht gehalten. Nach einiger Zeit sollten die Samen, dann anfangen zu keimen. Wenn mindestens mehr die Hälfte aufgehen, ist die Saat noch gut und kann weiterhin verwendet werden. Geht weniger Saat auf, sollte neue Saat besorgt werden z. B. bei einer Tauschbörse.